Funkwetter-Bericht richtig lesen und verstehen

Unter Funkwetter versteht man die Summe aller das Ausbreitungsverhalten von Funkwellen beeinflussenden atmosphärischen und kosmischen Bedingungen.

Aber das Funkwetter allein hilft uns nicht weiter, denn am Funkwetter ansich kann man nichts ändern. Was wir daraus ableiten möchten, sind Ausbreitungsprognosen. Wir wollen also wissen, wann ein Band offen ist und wie eine Verbindung von einem Ort zu einem anderen sein wird.

Ein Funkwetterbericht ist etwas äußerst mathematisches. Beschränken wir uns daher im Plauderton auf Erklärungen, mit denen man etwas anfangen kann.

Die Sonne

In rund 150 Millionen Kilometern Entfernung befindet sich unsere Sonne. Sie "brennt" jedoch nicht gleichmäßig. An manchen Stellen ist sie auf ihrer Oberfläche etwas heißer und aktiver. Solche Stellen nennt man Sonnenflecken. Dort schleudert sie Materie in den Weltraum. Die davon ausgehende elektromagnetische Strahlung ist maßgeblich am Auf- und Abbau der Ionosphärschichten beteiligt.

Ein Beispiel: tagsüber ist die D-Schicht besonders stark aufgeladen. Sie absorbiert besonders gerne Frequenzen im Lang- und Mittelwellenbereich. Daher sind beispielsweise Mittelwellensender tagsüber nur in geringer Entfernung über die Bodenwelle zu empfangen.

Wird es draußen dunkel - wird also die D-Schicht nicht länger von der Sonne aufgeladen, so baut sie sich ab. Die Mittelwellen können diesen vormals absorbierenden Teil der Ionosphäre passieren und gelangen zur F-Schicht, wo sie reflektiert und zur Erde zurückgeworfen werden. Dann hören wir auch Mittelwellensender von entfernteren Orten.

Sonnenflecken

Zurück zur Sonne. Die eingangs erwähnten Sonnenflecken zeigen also im sichtbaren Licht die aktivsten Regionen auf der Sonne. Mit entsprechenden Filtern vor dem Objektiv kann man sie sogar mit einem einfachen Feldstecher sehen und zählen.

Sonnenflecken sind übrigens nicht heller, sondern dunkler als ihre Umgebung, da sie eine geringere Temperatur (etwa 4200 K) gegenüber der Durchschnittstemperatur (um 6000 K) haben. Das Kommen und Gehen von Flecken wird durch den Wechsel der Magnetfelder im Sonnenkörper verursacht.

Meist entwickelt sich eine ganze Gruppe von Flecken, die eine charakteristische Zweiteilung um je einen größeren Zentralfleck aufweisen.

Sonnenfleckenrelativzahl R

Sonnenfleckenrelativzahl ist ein Begriff, dem man oft begegnet. Sie wurde 1849 vom Direktor des Züricher Observatoriums Rudolf Wolf zur Bewertung der Sonnenfleckenaktivität eingeführt. Die Formel lautet R = k (10 G + E). Alle auf der Sonne sichtbaren Sonnenfleckengruppen G werden gezählt, dabei ist ein isoliert sichtbarer Einzelfleck auch eine Gruppe. Dann werden nochmal alle einzelnen Flecken E gezählt, auch die bereits als Gruppe erfassten. Heraus kommt der Wert R, unsere Sonnenfleckenrelativzahl.

Die Häufigkeit der Sonnenflecken schwankt in einem rund 11-jährigen Sonnenfleckenzyklus. Im Minimum sind oft monatelang keine Flecken zu sehen, im Sonnenfleckenmaximum hingegen hunderte. So lag R im Maximum des 22. Zyklus 1989 bis 1992 bei 150 und im Minimum 1994 bis 1997 im Durchschnitt bei 11 (ein Fleck), oftmals waren sogar überhaupt keine Sonnenflecken sichtbar.

Gegenwärtig befinden wir uns am Anfang des 24. Zyklus, welcher am 04. Januar 2008 startete. Sein Maximum wird voraussichtlich im Oktober 2011 erreicht sein und endet etwa Februar 2018. Wir befinden uns also gegenwärtig in der Phase des Sonnenfleckenminimums.

Folgenden Zusammenhang sollten wir uns merken:

Merke

Je höher die Sonnenfleckenrelativzahl R, desto besser der Zustand der Ionosphäre für DX-Verbindungen auf den oberen Kurzwellenbändern.

Der solare Flux F

Der solare Flux F ist eine andere Methode, die Aktivität der Sonne zu bestimmen. Dabei misst man auf 10,7 cm (2,695 GHz) mit einem Radioteleskop die Energiestrahlung der Sonne. Diese wird als 10,7 cm Solar Flux F oder als 10,7 cm Radiostrahlung bezeichnet. Der solare Flux ist, wie die Sonnenfleckenrelativzahl R, ein Maß für die solare Aktivität der Sonne.

In Jahren niedriger Sonnentätigkeit werden Fluxwerte um 70 Einheiten, im Sonnenfleckenmaximum hingegen über 200 Einheiten gemessen.

Merke

Die Sonnenfleckenrelativzahl R und der Flux hängen eng miteinander zusammen: Je höher jeweils der Wert, desto besser sind die Eigenschaften der Ionoshäre für Weitverbindungen auf höheren Bändern. Fluxwerte über 100 tragen zur Öffnung der oberen Kurzwellenbänder bei.

Flares

Flares sind Ereignisse, bei denen an der Sonnenoberfläche kurzfristig gewaltige Energien freigesetzt werden. Diese können wenige Minuten bis zu einer Stunde andauern. Von der Erde aus sind sie als Bereiche großer Helligkeit und als Quellen starker Strahlung zu beobachten. Doch nur die Flares auf der westlichen Hälfte der Sonnenscheibe können ggf. den Weg entlang der bogenförmigen Sonnen-Magnetfeldlinien zur Erde finden und dort das Funkwetter beeinflussen. Die am häufigsten auftretenden Flares sind jedoch nicht im sichtbaren Licht erkennbar. Man nennt sie koronale Flares. Es handelt sich dabei um Ausbrüche großer Energiemengen in Form von Röntgenstrahlung, Radiowellen und geladenen Teilchen.

Wir unterscheiden fünf Klassen von Flares: A, B, C, M und X. Ein A-Flare ist ein relativ schwacher Flare, ein X-Flare ein sehr starker.

Merke

Die Anzahl und Stärke der Flares beeinträchtigen die Ausbreitungsbedingungen negativ, da es vermehrt zu Störungen kommt.

geomagnetischer Index A

Mit A-Index (oder A-Wert) ist das Ausmaß solarer Partikelstrahlung gemeint. Ein A-Index unter 10 weist auf eine relativ ruhige Ionosphäre hin, ein A-Index von über 30 hingegen auf eine gestörte.

Merke

Ein hoher Index A ist ein Indiz für mögliche Ausbreitungsphänomene, wie AURORA oder unerwartete Öffnungen auf 1,8 MHz.

geomagnetischer Index k

Hier geht es ausnahmsweise nicht um die Sonne, sondern um das Erdmagnetfeld. Der k-Wert gibt das Maß der Unruhe des Erdmagnetfeldes an. Je kleiner der k-Wert, desto ruhiger sind die geomagnetischen Bedingungen. Dem K-Index werden Ziffern von 0 bis 9 zugeordnet. Ein K-Index von o weist auf ein äußerst ruhiges Erdmagnetfeld hin - ein K-Index von 9 hingegen auf ein stark gestörtes.

Merke

Für gute DX-Möglichkeiten auf den drei unteren Kurzwellenbändern sind in erster Linie sehr ruhige geomagnetische Bedingungen erforderlich. Diese herrschen dann, wenn der k-Wert über mehrere Messperioden lang Null ist.

Tipp: Bei einem Sprung um zwei oder drei Ziffern beim k-Wert innerhalb kurzer Zeit sollte man in den Dämmerungsstunden die unteren Bänder beobachten. Hier könnten sie besondere Ausbreitungsbedingungen ergeben.

Und: Je höher der K-Wert, desto wahrscheinlicher sind in Nordeuropa Aurora-Verbindungen auf UKW. Für die Kurzwelle bedeutet dies jedoch, daß Funklinien, welche die Polarregion durchqueren, bei hohem K-Index stark gestört sein können. Ein hoher A- und k-Wert (und damit verbundene Magnetfeldstörungen) beeinträchtigen hauptsächlich KW-Verbindungen auf niedrigen Bändern, wenn sie durch nördliche Regionen der Erde queren.

Zusammenfassend merken wir uns

Zusammenfassung

zunehmende Sonnenaktivität = stärkerer Solarer Flux = bessere Ausbreitungsbedingungen

Anzahl und Stärke der Flares beeinträchtigen die Ausbreitungsbedingungen negativ

Ein A-Index unter 10 weist auf eine ruhige Ionosphäre hin, ein A-Index ab 30 auf eine deutlich gestörte

Ein K-Index unter 2 weist auf eine sehr ruhige Magnetik hin; K 3 bezeichnet eine ruhige bis unruhige; K ab 4 auf eine aktive oder gestörte Magnetik.