Telegrafie in der Kosmologie und in der Luftfahrt
- Telegrafieverfahren zur Kontaktaufnahme mit
Außerirdischen
- Telegrafie im Flugfunk - ein (nicht nur)
historischer Rückblick
Telegrafieverfahren für den
kosmischen Fernmeldeverkehr
Im Jahre 1960 wurde durch den Mathematikprofessor Hans
Freudenthal, Universität Utrecht, der Entwurf einer Sprache für den
kosmischen Nachrichtenverkehr (LINCOS) veröffentlicht. Bei
dieser "Lingua Cosmica" handelt es sich um eine Sprache zur
Verständigung mit fremden Intelligenzen.
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Die Grundlage dieser denkbaren
Kommunikation zwischen den Welten
besteht im möglichen gemeinsamen
Erkenntnis- und Signalvorrat.
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Die Informationen bestehen aus den Elementen "dit",
"dah" und den Pausen. |
Hier haben wir eine große Gemeinsamkeit mit unser
Morse-Telegrafie! |
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Zur Kontaktaufnahme würde zuerst eine Zählreihe (1 2 3 4
5 6 ...) gesendet. |
"dit -- dit dit -- dit dit dit -- dit dit dit dit -- dit
dit dit dit dit -- dit dit dit dit dit dit" |
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Die Zählreihe wird vermutlich entziffert! Weitere
Signale werden gesendet. |
"dit -- dah -- dit -- -- dit dit -- dah -- dit dit -- --
dit dit dit -- dah -- dit dit dit" ... |
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Was könnte es
bedeuten? Richtig!
1 = 1 2 = 2 3 = 3 ... |
Ein Außerirdischer könnte also sehr leicht "dah" als "gleich"
erraten. Wenn nun ein "dit dah" und ein "dah dit" gesendet würde,
könnte es ein Fremder recht schnell als "<" oder ">"
identifizieren, und ein "+" könnte mit einem "dah dah" in
Verbindung gebracht werden.
3 + 1 = 2 + 2 wäre
somit: |
"dit dit dit -- dah dah -- dit -- dah -- dit dit -- dah
dah -- dit dit" |
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Natürlich folgen nun weitere, sehr viel kompliziertere
Signalstrukturen!
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Das einfache Grundprinzip der Morsetelegrafie scheint somit eine
geeignete Basis zur Verbindungsaufnahme mit Außerirdischen zu sein.
Man sollte sie nie vergessen!
[Quelle: Leben
unter fernen Sonnen, Fuchs, 1976]
Telegrafie im Flugfunk - Ein
(nicht nur) historischer Rückblick
Nach den ersten Versuchen des Italieners Marconi, des Russen
Popoff, des Franzosen Tissot und des Berliner Professors Slaby im
Jahre 1897, hatte sich die Luftschiffer- Abteilung Berlin der
Funkentelegrafie angenommen. Über viele Jahre hinweg wurden
Flugfunk- Versuche, zuerst mit Zeppeline, dann mit Flugzeugen
durchgeführt.
Als Geburtsstunde der regulären Boden-Bord-Telegrafie mit
Flugzeugen gilt in Deutschland der 5. August 1915.
"Albatros" mit Schleppantenne 1915
Mit den Jahren wurden Sprechfunkgeräte entwickelt und auch
eingesetzt. Eine Luftwaffen-Vorschrift (1931) bestimmte aber: "Die
Hauptbetriebsart des Funkverkehrs zwischen Flugzeug und Erde ist
der Tastbetrieb. Er hat vor dem Sprechbetrieb zur Zeit den Vorteil
der größeren Sicherheit und Reichweite." Der Sprechbetrieb wurde
hier auf Bord-Bord-Verbindungen beschränkt. International wurde die
Sprechfunk-Abwicklung in der zweiten Hälfte der 30-er Jahre
eingeführt.
Der einsetzende Flugsicherungs-Tastfunkverkehr erforderte nun
eindeutige, schnell zu gebende Abkürzungen. Daher wurden Q-Gruppen
aus der für die Luftfahrt reservierten Reihe QAA bis QNZ
verwendet.
QAA
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ankommen in...
um... |
QBB
|
fliege in den
Wolken |
QAB |
unterwegs
nach... |
QBI |
Schlechtwettervorschriften sind in Kraft |
QAC |
zurückkehren
nach... um... |
QBJ |
Wie hoch ist die
obere Wolkengrenze? |
QAD |
... verlassen
um... |
QBL |
muss landen
in... |
QAF |
... passiert
um... |
QCO |
kein
Empfang |
QAG |
treffen sie um...
in... ein |
QDM* |
missweisender Kurs
zum Peiler |
QAH |
Flughöhe in
m |
QDR* |
missweisende
Richtung zum Peiler |
QAK |
Achtung!
Zuammenstoßgefahr!
|
QFA |
Streckenwetter
von... bis... |
QAI |
Flughöhe in der
Nähe |
QFB |
Wettermeldung wird
wiederholt |
QAL |
lande
in... |
QFC |
Höhenwinde von...
bis... |
QAM*
|
Wetterbericht
für... |
QFE* |
Luftdruck
für... |
QAN |
Bodenwind
für... |
QFG |
Sie sind genau
über dem Flughafen |
QAO |
Höhenwind
für... |
QFF* |
Barometerstand
über NN in mm oder mb |
QAP |
hörbereit bleiben
auf ... kHz |
QFH |
Wolken
durchstoßen |
QAZ |
fliege in einem
Gewitter |
QGI |
Nicht nach
Durchstoßverfahren landen! |
QBA |
Horizontalsicht
in... |
QGX |
Darf ich nach dem
ZZ-Verfahren landen? |
* |
noch
heute bekannt!
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(Beispiele aus den 30er/40er Jahren) |
Siehe auch: Morsen im Seefunk
Ehemalige Flugsicherungs-Verfahren im Morsebetrieb
Landehilfen (Auszug)
Durchstoßverfahren - (angewendet bei einer Wolkenhöhe von über 150m
über Grund, gemessen vom höchsten Hindernis innerhalb einer
Entfernung von 5km von Platzmitte). Das Flugzeug erhält, wenn es
über dem Flugplatz ist, die Aufforderung "QFH", stößt durch die
Wolken und landet mit Sicht.
ZZ-Verfahren - (angewandt bei niedriger Wolkenhöhe). Dabei wird das
Flugzeug durch Peilung bis zum Flughafen geleitet und erhält dann
vom Boden die Meldung "QFG". Das Flugzeug beginnt dann einen Abflug
mit gedrosselter Geschwindigkeit in etwa 200-300m Höhe in
entgegengesetzter Richtung der Anfluglinie (Peilschneise). Hierbei
wird der Kurs um 8º nach rechts oder links geändert, damit nach der
anschließenden Kurve um 180º der genaue Anflug möglich ist. Der
Abflug wird so ausgedehnt, dass der Anflug genau 7 Minuten dauert.
Auf dem Anflug erhält das Flugzeug weiter "QDM" und verbessert
hiernach seinen Anflug, bis das Vorsignal, z.B. "MW"
(Motorengeräusch im Westen), und anschließend das Zeichen zum
Landen "ZZ" kommt. Hat der Peilleiter bei der letzten Peilung
festgestellt, dass der Anflugkurs nicht genau eingehalten ist, wird
"JJ" (Durchstarten) gefunkt.
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Zum Erwerb des
Bordfunkerscheins waren u.a. das erfolgreiche Geben und Hören von
Morsezeichen mit Tempo 100, sowie auch 20 ZZ-Anflüge in der
Vorbereitung notwendig.
Bordtaste FuG X K1L (1941)
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[Quellen:
Geschichte der Luftnachrichten-Truppe,
Hoffmann, 1965; Wörterbuch des
Flugwesens, 1941]
Die Zeit des Morsecode in der zivilen Luftfahrt endete in den 50er
Jahren. Dennoch existieren weiterhin aktuelle und sehr wichtige
Bezeichnungen aus der alten Morse-Vergangenheit!
Für den Luftdruckwert gibt es die Q-Gruppen QFE (Luftdruck auf
Stationshöhe), QFF, QNH (Luftdruck auf Meereshöhe unter Annahme von
Standard-Bedingungen). Für die Richtungsangaben (Peilungen) in der
Funknavigation sind es QDM und QUJ als miss- bzw. rechtweisender
Anflugkurs zur Bodenstation, umgekehrt QDR und QTE als miss- bzw.
rechtweisender Abflugkurs von der Station weg.
Heute findet man den Morsecode nur noch bei ungerichteten Lang-
bzw. Mittelwellen- Funkfeuern (NDBs, Non Directional Beacons),
sowie bei den VOR-Funkfeuern (VHF Omnidirectional Radio range) im
Ultra-Kurzwellen-Bereich des Flugfunks. Sie senden zur
Identifikation langsame Morse-Kennungen in einer Endlosschleife.
Der Pilot muss hierbei das Morsealphabet nicht beherrschen, da die
Angaben zum Funkfeuer in den Luftfahrtkarten zusätzlich durch
Morsepunkte und -striche gekennzeichnet sind. Ein korrekt
eingestelltes Anzeigegerät (ADF, VOR) weist den Piloten dann den
rechten Weg.
Viele Funkamateure können sich auch noch an die Q-Gruppe "QAM"
erinnern! Das "Dadadidah didah dadah" hörte man über Jahrzehnte im
Anschluss an den Wetterbericht der Tagesschau im Ersten
Fernsehprogramm. Leider wurde diese vertraute TV-Tradition vor sehr
vielen Jahren eingestellt! |