Die Betriebsart APRS wurde 1992 von Bob
Bruninga, WB4APR, zum ersten mal auf der Hamvention in Dayton/Ohio
vorgeführt. Sie verbindet die vielfältigen Möglichkeiten
von Packet-Radio mit dem Komfort satellitengestützter Navigation und
eröffnet neue Betätigungsfelder im Amateurfunk.
APRS erlaubt die Echtzeitverfolgung eines Objektes via
Packet-Radio und ist gleichzeitig ein nützliches Kommunikationsmittel.
Statt langweilige Zeichen auf dem Monitor mitzulesen, kann man die beteiligten
Stationen auf einer detailierten Karte verfolgen.
Während man in den USA an der ursprünglichen
Definition Automatic Position Reporting System
festhält, hat sich in Deutschland offenbar die zutreffendere Interpretation
Automatic
Packet Reporting System durchgesetzt. APRS ist in der Tat
weit mehr als ein Übertragungssystem für Standortdaten. Meßwerte
jeglicher Art, wie solche von Windsensoren. Temperaturfühlern, Regenmessern,
lassen sich übertragen. Es kann u.a. bei Fuchsjagden, für Alarmierungen,
im Noteinsatz und für einen automatischen Wetterbericht herangezogen
werden. Neben Telemetrieanwendungen eignet sich dieses Medium sogar zum
Versand von Kurznachrichten jeglicher Art, und zwar sowohl an bestimmte
Gruppen, an einzelne Stationen oder an alle. Allgemeine (Announcements)
und zielgerichtete Mitteilungen (User-to-User-Chats)
werden chronologisch beim Empfänger gespeichert und sind beispielsweise
durch Anklicken der betreffenden Station auf dem Display auszulösen.
So stellt bereits das passive Verfolgen von APRS-Meldungen ein interessantes
Betätigungsfeld dar. Nicht nur andere Mobilstationen, sondern z.B.
auch Ballonstarts des AATiS, automatische Wetterberichte und sogar DX-Cluster-Meldungen
sind mit APRS-Software leicht auszuwerten.
APRS hat im Pkw, nebenbei bemerkt, noch einen ganz praktischen
Effekt: Da das Mobilfunkgerät mittels einer APRS-Bake in gewissen
Zeitanständen die aktuellen Standortdaten des Fahrzeuges ausstrahlt
und APRS die Fahrtroute als Track mit aufzeichnet, konnten schon vereinzelt
rechtmäßige Besitzer ihr gestohlenes Fahrzeug am heimischen
Computer lokalisieren und gleich die Polizei informieren.
Peilung a la APRS - ein Beispiel
Zur Demonstration der Möglichkeiten des APRS sei
hier exemplarisch das Direction Finding,
ein mächtiges Werkzeug in der Software APRSDOS,
beschrieben. Das Interessante an diesem Peilverfahren ist, daß die
beteiligten Stationen ohne Richtantennen auskommen. Zum Anpeilen einer
Station genügt die Mitteilung des eigenen Locators und der Stärke
des Empfangssignals, wobei die anzugebende Signalstärke gemäß
Tabelle definiert ist.
So können selbst reine Sprechfunkstationen ihren Beitrag liefern,
wenn ein anderer APRS-Teilnehmer die Empfangsberichte manuell eingibt.
APRSDOS bildet
nun die empfangenen Daten auf einer Karte in Form von Kreisen ab, deren
Umfang sich umgekehrt proportional zur Signalqualität verhält.
Je stärker das Signal, desto kleiner der Kreis. Der Kreis C in Bild
2 repräsentiert das schwächste Signal mit dem größten
Kreis (weil die Quelle vermutlich weiter entfernt ist). E ist der kleinste
Kreis und vertritt das stärkste Signal. Die Signalstärke nimmt
in der Reihenfolge D, A und B zu. In der Schnittmenge, blau markiert, liegt
der aufzuspürende Störer. Die Software berücksichtigt sogar
ggf. Antennengewinn und -höhe über Grund - beides sind nämlich
standardmäßig via APRS übertragene Daten.
Verkehr auf 144,800 MHz
Für die APRS-Betriebsabwicklung hat sich in Deutschland
die 2-m-Frequenz 144,800 MHz eingebürgert. Betrieb auf 70cm usw. ist
unüblich. Ferner bestehen weltweite Anbindungen auf 10,151 5 MHz (Träger
etwa 2 kHz tiefer!) und 14,100 MHz, wobei auch Gateways ins Internet existieren.
Zur Anwendung kommt im VHP-Bereich das AFSK-Verfahren
mit einer Übertragungsrate von 1200 Baud, wofür sich praktisch
jedes Funkgerät eignet. Diese reicht völlig aus, da die Störanfälligkeit
im Mobilbetrieb bei 9600 Baud deutlich höher wäre. Alle Informationen
werden als UI-Frame, d.h. als nicht zu bestätigende Pakete, ausgestrahlt;
zusätzliche Kanalbelegung durch Bestätigungsverkehr entfällt
somit.
Beschränkte man sich hierzulande bis vor kurzem
auf Direktverkehr, so gibt es u.a. mit DBOAJW
in Berlin und DBOBRO auf dem
Brocken inzwischen erste Digipeater. Weitere sind im süddeutschen
Raum aktiv, und viele befinden sich im Testbetrieb oder warten auf die
Freigabe. APRS-fähige Digipeater arbeiten übrigens simplex. Andererseits
kann jede APRS-Station bei entsprechender Konfiguration selbst empfangene
Pakete „digipeaten".
Spezielle Software
Interessenten benötigen neben dem 2-m-FM-Transceiver
mindestens ein TNC und einen PC nebst APRS-fahigem Programm - zu den Ausnahmen
weiter unten. Software ist in den Packet-Radio-Mailboxen vorhanden bzw.
über das Internet (z.B. www.aprs.de,
www.tapr.org)
erhältlich. Zu erwähnen sind WINAPRS,
WINGPS,
APRSDOS,
des weiteren die britische Software Ul-View
(www.welcome.to/uiview).
DJ6FM plant für das bekannte HamMap
(www.hammap.de)
eine APRS-Anbindung. APRS-Software ist überwiegend Shareware und ohne
Registrierung nur eingeschränkt lauffähig, jedoch reißen
die Gebühren kein allzu großes Loch in die Hobbykasse. Das Sharewarepaket
WinAPRS ist ferner auf der 2000er Jahrgangs-CD des FA zu finden.
Eine ähnliche Software wie HamMap
ist in den USA unter TavelPlus
für $ 39 von der ARRL zu
beziehen. Sämtliche Repeater sind hier in einer Datenbank verzeichnet.
Der Vorteil von TravelPlus ist
in Verbindung mit den Relaisfunkstellen eine exakte Straßenkarte,
die auch Kanada umfaßt. Wer durch die USA reist und ein Funkgerät
mit sich führt, dem kann dieses Programm wärmstens empfohlen
werden.
GPS-Empfänger oder nicht?
Ein GPS-Empfänger ist für Portabel- und Mobilbetrieb
ein Muß. Jedes beliebige Gerät mit /v*A/E4-Datenausgang (National
Marine Electronic Association) läßt sich verwenden.
Für ausschließlichen Feststationsbetrieb ist kein eigenes Navigationsgerät
erforderlich. Kurzzeitiges ausleihen eines solchen zur genauen Bestimmung
der eigenen Position empfiehlt sich jedoch. Andererseits genügt bereits
ein preiswertes Gerät ohne eigenes Display wie die GPS-Maus,
oder man bedient sich der Hilfe eines Meßtischblattes. Landesvermessungsämter
liefern für unter 100DM die CD Top50.
Für den Anfang tun es auch die aus dem naturgemäß bekannten
Locator errechneten Koordinaten.
GPS mit einem Terminal-Node-Controller
Viele Funkamateure nehmen bereits mit einem TNC am Packet-Radio-Verkehr
teil. Ein solcher ist, sofern vom Typ TNC-2,
durchaus für GPS tauglich. Allerdings ist ein Austausch seines EPROMs
gegen einen mit der neuen TAPR-Version l. l
.9, Bezug u.a. FA-Leserservice, notwendig.
Normaler Packet-Radio-Betrieb ist damit nach wie vor
möglich. Da GPS-Geräte PC-seitig mit 4800 Baud arbeiten, bedarf
ferner die Terminal-Baudrate (TNC zu PC) einer entsprechenden Anpassung.
Bei manchen TNCs läßt sich dies mittels DIP-Schaltern von außen
bewerkstelligen, bei anderen (hauptsächlich solchen in SMD-Technik)
kommt man um das Setzen einer Lötbrücke nicht herum. Wird an
einem PC z.B. der TNC an COM l angeschlossen und der GPS-Empfänger
an COM 2 kann der PC das NMEA-Protokoll
sofort verarbeiten. Bei Notebooks mit nur einer COM-Schnittstelle hilft
ein Spezialkabel mit Umschaltfunktion.
Nun haben andere Packet-Radio-Teilnehmer die Möglichkeit,
die eigene Station zu connecten, wobei dann im CTEXT, von der Systemsoftware
generiert, die Positionsangabe erscheint. Zum ändern kann man über
die Software die automatische Aussendung eines Bakensignals im Abstand
von 10 bis 2540s (42min) einstellen. Nach Erreichen der Intervalldauer
kommen die NMEA-Strings als
UI-Frames zu Abstrahlung, und jeder Empfänger erhält die Positionsangaben
als Längen-und Breitengrad. Die empfängerseitige Software übernimmt
dann die Visualiserung auf dem Bildschirm. Je nach verwendetem Programm
läßt sich die Übertragung weiterer Daten konfigurieren.
Nach Einstellung von Rufzeichen und Bakenintervall kann übrigens der
Rechner abgetrennt und an seiner Stelle ein GPS-Empfänger angeschlossen
werden. Zu beachten ist wiederum die Vorgabe einer Baudrate von 4800.
Alternative Konfigurationen
Ohne viel Aufwand und sofort betriebsbereit ist man mit
den über einen integrierten TNC verfügenden Kenwoodgeräten
TH-D7E
oder dem Mobilgerät
TM-D700E. Eine
Reihe APRS-typischer Bedienhandlungen wie Nachricht lesen, Mitteilung versenden
etc. wird bereits durch die Firmware beider Geräte abgedeckt, zur
Befehlseingabe dient die Gerätetastatur. Nur für den Sendefall
geeignet, dafür aber in Verbindung mit jedem 2-m-FM-Funkgerät
nutzbar, gestattet das in Bild 4 gezeigte TinyTrak
die Aussendung von APRS-Paketen. Dagegen erlaubt ein einfaches Aufsteckmodem
sende- und empfangsseitigen APRS-Betrieb. Gegenüber der TNC-Lösung
muß hierfür immer ein Computer in Betrieb sein, da die Steuerung
von ihm ausgeht und die Hardware nur für die Modulation/Demodulation
zuständig ist. Für das Aufsteckmodem PC-COM
gibt es speziell für APRS-Anwendungen den Treiber L2GPS
der ebenfalls über den FA-Leserservice
zu beziehen ist. Das Programm erlaubt Bakenausstrahlungen des NMEA-0183-Protokolls
nach einem voreingestelltem Bakenintervall und beim Connecten die Darstellungen
im CTEXT.
Eine andere Möglichkeit besteht in der Anwendung
von SV2AGW's AGWPE-Packet-Engine
(www.ekx3m.grlsv2agwlagwpe.htm).
Diese Software unterstützt ähnlich PC-Flexnet verschiedene Hardwarevarianten,
wie TNCs, Aufsteckmodems und sogar Soundkarten; sie stellt andererseits
eine Schnittstelle für APRS-Programme wie WINAPRS oder Ul-View bereit.
Abschließend darf ich mich WB4APRs Worten anschließen:
cu on the map!
Der Text wurde leicht überarbeitet. Der Orginaltext ist in der Funkamateur 05/01 nachzulesen.