Landekurssender (Localizer)
Signalerzeugung
Der Frequenzbereich der Localizer erstreckt sich von 108,00 MHz bis 111,975 MHz. Dabei darf der Signalträger nicht mehr als +/- 0.005% vom Nennwert abweichen. Der Standard-Localizer arbeitet mit einer Trägerfrequenz (1F-System). An vielen Standorten funktionieren diese 1F-Localizer aufgrund von Reflexionen an Gebäuden nicht innerhab der geforderten Toleranzen. Daher wurden Systeme mit zwei Signalträgern entwickelt (2F-System). Bei 2F-Systemen dürfen die Trägerfrequenzen nur um +/- 0.002% vom Nennwert abweichen.
Der Trägerfrequenz des ILS wird ein NF-Signal aufmoduliert (Amplitudenmodulation
AM). Daraus resultiert ein Träger auf der Mittenfrequenz und zwei
Seitenbänder (USB, LSB). Das aufmodulierte NF-Signal (Hüllkurve)
besteht aus der Mischung eines 90Hz und eines 150Hz Signals. Aus technischen
Gründen müssen diese beiden NF-Frequenzen phasenstarr verkoppelt
sein.
Dies wird durch die Ableitung der 90Hz und 150Hz aus einer gemeinsamen
30Hz-Quelle erreicht. Im Zeitalter der Digitaltechnik wird diese Hüllkurve
aber meist als diskrete Wertekette in einem Digitalspeicher abgelegt, von
einem Prozessor ausgelesen und analog umgewandelt aufmoduliert. Hier bietet
sich auch eine einfache Möglichkeit Verzerrungen und andere Signalstörungen,
die am HF-Signal erkannt werden, durch Anpassung der Digitalwerte im Speicher
auszugleichen.
Das Signal wird als CSB (Carrier and Side Bands) bezeichnet.
Parallel dazu wird ein weiteres Signal mit der 90/150Hz Einhüllenden
erzeugt. Diesmal aber mit unterdrücktem Träger. Dieses Signal
wird SBO (Side Bands Only) genannt.
Beide Signale werden über getrennte HF-Leitungen zur Antenne geführt.
Die Gesamtantenne besteht aus mehreren Gruppen von Einzelantennen, die
je nach Hersteller als gestreckte Dipole oder auch Log-Periodic-Yagis ausgeführt
sind. Bevor die Signale aber die Dipole der Antennen erreichen, werden
sie im sogenannten Lastverteiler der Antenne nach einen ausgeklügelten
System auf die einzelnen Dipole verteilt. Dazu wird jeder Dipol mit einer
ganz bestimmten Amplitude und Phase angesteuert. Diese Ansteuerung formt
das Signal im Raum so aus, wie es vom anfliegenden Flugzeug benötigt
wird.
Je mehr Einzelantennen nebeneinander angeordnet werden (je grösser
die Apertur), desto schärfer wird das Signal in Richtung Landebahnmittellinie
gebündelt. Der Öffnungswinkel der Antenne wird geringer.
In der Praxis findet man Antennen mit 6, 12, 16 oder auch 21 nebeneinander angeordneten Einzelantennen. Die Auswahl ist zum einen von der zu erreichenden Genauigkeit und zum anderen von der Randbebauung der Landebahn abhängig. Sind nahe der Landebahn Gebäude mit langen, ebenen Fassaden errichtet, so können die von dem Localizersignal stammenden Reflexionen von den Gebäuden in das unreflektierte Signal einstrahlen und es durch Überlagerung verfälschen. Dies kann dazu führen, dass das ILS unbrauchbar wird. Abhilfe schafft dann bis zu einem gewissen Grade die Wahl einer grösseren Antenne, die weniger Strahlung an die Gebäude abgibt.
An vielen Standorten aber funktioniert auch dies nicht. Durch topographische Gegebenheiten oder auch durch Neuerrichtung von Gebäuden, bei denen nicht auf die Einflüsse auf das ILS geachtet worden ist, kann auch eine 1F-Anlage mit der besten Antenne Probleme bekommen. Bei der Verwendung einer grossen Antenne wird das Signal so scharf gebündelt, dass die geforderte Signalabdeckung in den Randbereichen (also bei grösseren Winkeln) nicht mehr gegeben ist. Aus dieser Situation heraus wurde das 2F-System entwickelt. Hier wird zusätzlich zum 1F-Signal noch ein zweites HF-Signal auf einem eigenen Träger (ca. 8 kHz Offset) erzeugt und über den Lastverteiler der Antenne auf ganz bestimmte Einzelantennen (jeweils mit genau abgestimmter Amplitude und Phase) gegeben. Dieses Zusatzsignal (Clearance) füllt die Raumbereiche, die durch das scharf gebündelte Hauptsignal nicht mehr ausreichend abgedeckt wurden.
Der Frequenzoffset zwischen dem Hauptsignal (Course) und dem Füllsignal
(Clearance) ermöglicht es dem Empfänger im Flugzeug sich auf
den Träger einzurasten, der für den gerade durchflogenen Raumbereich
zuständig ist. Dies ist notwendig, da ja das Course-Signal trotz der
schwächeren Leistung immer noch Signalanteile in den Clearance-Bereich
abstrahlt, die der Bordempfänger aber nicht auswerten darf.
Signalnutzung
Bei der Amplitudenmodulation wird das aufmodulierte Signal mit dem Parameter
Modulationsgrad spezifiziert. Beim Landekurssender werden das 90Hz und
150Hz Signal mit jeweils 40% Modulationsgrad aufmoduliert.
Durch die relativ komplizierte Signalerzeugung und anschliessende Verteilung
auf die Einzelantennen erzeugt der Landekurssender ein Signal, durch das
ein AM-Empfänger, der sich auf die Antenne zubewegt, links von der
Antennenmitte eine Dominanz der 90Hz Schwingung und auf der rechten Seite
eine Dominanz der 150Hz Schwingung registriert.
Das Messinstrument im Flugzeug, also in diesem Fall der CDI (Course
Deviation Indicator), ist ein Gleichstrom-Messgerät. Es wandelt die
Differenz der Modulationsgrade von 90Hz und 150Hz in einen Strom um. Auf
der Mittellinie der Landebahn und damit in der Mitte der Antenne sind die
Modulationsgrade der 90Hz und 150Hz gleich gross. Die Differenz ist also
gleich Null. Das Messinstrument ist in Mittelstellung, der Messtrom beträgt
0 Ampere.
Die Differenz der Modulationsgrade wird als DDM bezeichnet (Difference
in Depth of Modulation).
Bewegt sich das Flugzeug nun nach rechts aus der Antennenmitte, so
beginnt die 90Hz Schwingung zu dominieren, die Differenz (das DDM) beginnt
grösser zu werden. Das erhöhte DDM ergibt nun einen negativen
Messstrom, der die Nadel des CDI nach links auswandern lässt. Der
Pilot muss also in Richtung der 150Hz steuern, um die Dominanz der 90Hz
wieder zu reduzieren. Dabei wird bei DDM = 0 wieder die Landebahnmittellinie
gefunden.
Der Pilot erhält auf dem Kreuzzeiger keine Angaben in Ampere oder
%DDM, sondern in Form der "Dots". Dazu wird die Skala des Instruments ganz
einfach zu jeder Seite in fünf gleiche Teile aufgeteilt. Die Angabe
5 DOT bedeutet Vollanschlag (150 Mikroampere) der Nadel. Moderne Kreuzzeiger
kommen auch schon einmal mit weniger DOT aus.
Signaljustierung
Das ILS ist ein winkelmessendes System. Per Definition wird das abgestrahlte
Signal so eingestellt, dass man mit einem ILS-Empfänger bei 105m seitlich
des Aufsetzpunktes (der Landeschwelle) ein DDM von 15,5% misst. Unter Berücksichtigung,
dass bei 15,5% DDM der CDI auf Vollanschlag geht und damit ein Messstrom
von 150 Microampere fliesst, kann man leicht zwischen den Maßeinheiten
umrechnen.
Das bedeutet natürlich, dass der Winkelbereich, der die +/- 15,5%
DDM beinhaltet, je nach Landebahnlänge unterschiedlich ist. Bei langen
Landebahnen ist der Winkel geringer, bei kurzen grösser. Der Winkel
wird bei kurzen Landebahnen nicht über 6° eingestellt.
Hier zeigt sich, dass die Behauptung 1 DOT = 1°, die bei den Piloten
vorherrscht, nicht korrekt ist.
Sendeleistung
1F-Systeme verwenden 50 Watt Sendeleistung. Bei 2F-Systemen strahlt jeder Sender mit 25 Watt.
Für den Gleitwegsender gilt das gleiche Funktionsprinzip wie beim Localizer. Er ist im Grunde genommen nur ein 90° gedrehtes Localizersystem. In der Praxis werden für den Gleitweg allerdings entweder nur 2 oder 3 Dipole eingesetzt. Eine Verwendung von mehr Dipolen würde die benötigten Masthöhen derart erhöhen, dass solche Masten zu grosse Hindernisse in der Nähe der Landebahn ergeben würden. Die max. Höhe von Bauwerken auf Flughäfen ist stark begrenzt, um im Falle eines Flugunfalls eine möglichst geringe Gefährdung darzustellen.
Signalerzeugung
Die Signalerzeugung beim GP unterscheidet sich nur in Details von der der Localizer. Ein wesentlicher Unterschied ist, dass bei der Signalausformung das Geländeprofil vor dem Sendemast die entscheidende Rolle spielt. Dieses Profil entscheidet u.a. über den korrekten Standort des Mastes, die Qualität und Genauigkeit des Führungssignals. Selbst kleinste Neigungen haben erheblichen Einfluss. Daher ist die Herstellung eines geeigneten Vorgeländes eine kostspielige und schwierige Angelegenheit. Das Gelände muss in etwa 300m lang und ca 200m breit sein.
Signalnutzung
Die Anzeige funktioniert analog zum Landekurs. Unterhalb des Gleitwinkels dominiert hier die 150Hz Schwingung, die den Befehl "fliege höher" beinhaltet. Die 90Hz "fliege tiefer" dominiert oberhalb des Gleitwinkels.