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Ein Hörvergleich:
Tecsun PL-990x vs. PL-880


<- Bild 1: Zwei Brüder im Hörvergleich: Tecsun PL-990x (rechts) vs. PL-880.


Zwei Tecsun-Weltempfänger im Hörvergleich: Der etwas ältere PL-880, damals in der Presse hoch gelobt, und der neuere, ein wenig größere Bruder PL-990x. Beide vertreten unterschiedliche Designperspektiven und sind deshalb nur bedingt vergleichbar. Dennoch: Ein subjektiver, direkter Hörvergleich wird zumindest aus der Sicht der Anwender neue Erkenntnisse hervorbringen.

Als der Tecsun PL-880 vor ein paar Jahren in Fachzeitschriften rezensiert wurde, war mein Fazit: „Muss ich haben!“. Gesagt, getan. Als ich das hoch gelobte Gerät schließlich in meinen Händen hielt, waren die Erwartungen entsprechend hoch und, wie das oft so ist, wurden sie teilweise enttäuscht. Besonders bei SSB-Empfang konnte das Gerät – bei starken Signalen – nicht recht punkten: Die NF wirkte in den Spitzen verzerrt, während der FM- und AM-Betrieb keinerlei Anlass zu schlechten Bewertungen gab. Insgesamt habe ich mich mit dem alles in allem empfindlichen PL-880 „versöhnt“, doch zum SSB-Empfang habe ich ihn eher selten genutzt.


<- Bild 2: Blick von rechts auf den PL-990x: Oben der Tuning-Knopf, darunter Fine-Tune, ganz unten die Lautstärkeeinstellung.


Und nun der Hörvergleich mit dem neueren PL-990x. Das ist kein um einen Si-Chip herum gebautes Gerät, sondern ein Dreifachsuper mit DSP-Demodulation. Der Neue ist etwas größer als der ältere Bruder, etwa 8 mm breiter, 5 mm höher und einige Millimeter tiefer. Bei beiden passt ein kraftvoller Akku vom Typ 18650 (3,7 Volt, 2600 mA) ins Akkufach und sorgt für eine lange Laufzeit. Insgesamt wirkt der PL-990x mit dunklen, quadratischen Knöpfen wertvoller als der PL-880. Gut verarbeitet sind beide. Vorteilhaft finde ich bei dem Neuen das matte Design im Gegensatz zum PL-880, dessen Gehäusefläche rund um LCD und Tasten glänzend ausgeführt wurde. Die Größe des Displays hat sich nicht verändert (65 x 27 mm) und auch die Aufteilung des Displays ist sehr ähnlich. Beide zeigen oben rechts bei Empfang wahlweise die Uhrzeit oder die Signalspannung (in dBµV) und das Signal-Rauschverhältnis (dB S/N) an. Die Wahl der AM-Bandbreite geschah beim PL-880 über eine einzige Taste unterhalb des Displays und rutschte beim PL-990x auf zwei Tasten genau über der ebenso gestalteten Shortwave-Bandauswahl (Wahl der Kurzwellenbänder). Die Lock-Taste zum Sperren unerwünschter Eingaben wanderte auf die Oberseite des PL-990x (beim PL-880 ist sie unterhalb der LCD angesiedelt). An der Zeitanzeige, die Funktion beider Timer, der Snooze und die Sleep-Funktion hat sich nichts Wesentliches verändert. Bewährtes darf auch bleiben. Gilt der externe Antenneneingang des PL-880 nur für die Kurzwelle, ist der mit Antenna bezeichnete Klinkeneingang beim PL-990x für alle Bänder wirksam. Steckt man am PL-990x eine externe (Wurf-)Antenne an, darf man nicht vergessen, den Antennenumschalter von Int auf Ext zu schieben. Beide Empfänger verfügen über Line-Out und einen Kopfhörerausgang. Als Radiohörer mit der Vorerfahrung des Tecsun PL-880 bedient sich der Neue ohne einen Blick ins Handbuch auf Anhieb. Nach meiner persönlichen Ansicht ist die Bedienung noch etwas einfacher und eingängiger gestaltet als beim älteren Modell.



<- Bild 3: Blick auf die linke Schmalseite: Antenneneingang (alle Bänder), Ausgänge für Line-Out und Kopfhörer, USB-Buchse zum Laden des Akkus und für den Zugriff auf die SD-Karte.


Audiovergleich

Der UKW-Empfang ist bei beiden Empfängern ausgewogen und sauber. Der PL-880 hört sich allgemein etwas mittenbetonter an, der Lautsprecher im PL-990x scheint etwas bassbetonter zu sein, unabhängig von der Bandauswahl. Den Umschalter Bass-Treble gibt es bei beiden, hier jeweils in Stellung Treble. Der PL-990x empfängt die Bänder LW, MW und SW von 50 kHz durchgehend bis 29.999 kHz, UKW von 64 bis 108 MHz, wobei sich der UKW-Bereich an die regionalen Bandpläne aller Kontinente anpassen lässt (für Europa 87,5 bis 108 MHz). Der in Deutschland leider nur noch abends zu hörende Mittewellenbereich – wenn die D-Schicht nachlässt und Auslandssender hörbar werden - lässt sich zwischen den Rastern 9/10-kHz umschalten. Zur Erinnerung: Der PL-880 startete „erst“ bei 100 kHz und wies zwischen den Bändern LW und MW eine vernachlässigbare Empfangslücke von wenigen Kilohertz auf.
Dreht man beim PL-990x auf den Bändern LW und MW den VFO, hört man ein leises Klicken und das umso lauter, je niedriger die Empfangsfrequenz und umso ruhiger das Band ist. Auf KW ist davon nichts zu merken. Das fiel allerdings nur weitab von elektrischen Störquellen in der Natur auf, beim Betrieb im Haus wurde das leise Geräusch durch andere überlagert. Ein nettes Gimmick ist das sanfte Ausblenden der Lautstärke nach dem Ausschalten des PL-990x – mir gefällt das.

Insgesamt ist der PL990x gegenüber dem PL-880 auf den Bändern LW und MW hörbar empfindlicher als der PL-880: An einem milden Sommerabend habe ich ab 19.00 Uhr weitab von Störungen durch andere elektronische Geräte Empfangsversuche gestartet. Zuerst wurde die Langwelle eingestellt und auf 198 kHz wurde ein englischsprachiger Sender sehr leise gehört. Die Sportübertragung, vermutlich der BBC, war auf dem PL-880 zwar noch verständlich, aber mit hohem Rauschanteil vernehmbar. Auf dem PL-990x war die Sprache etwas lauter (bzw. das Signal-Rauschverhältnis war besser) und es war weniger verrauscht. Damit es möglichst gerecht zugeht, empfingen beide Geräte über die eingebaute Ferritantenne und waren exakt gleich ausgerichtet. Auch wurde – damit sich beide nicht gegenseitig beeinflussen – der jeweils nicht aktive Empfänger ausgeschaltet.

<- Bild 4: PL-990x von oben: Snooze-Funktion, Einstellungen zum LCD, Lock-Taster als Tastatursperre.


Wenige Minuten später wurde ein leises, langsames „Morsesignal“ auf 351 kHz gesichtet. Es handelte sich um einen unterbrochenen Pfeifton, empfangen in AM. Mit dem PL-880 war das Signal sehr leise aufzunehmen, gerade noch zu hören bei einem Rauschanteil von ca. 50 Prozent. Und der PL-990x? Deutlich hörbar, bei einem geringeren Rauschanteil von ca. 20 bis 25 Prozent. Zwei Pluspunkte für den PL-990x!

Nächster Empfang auf der Mittelwelle, 693 kHz: Ein sehr leises Signal eines AM-Senders, vermutlich in Osteuropa. Beim PL-880 geht das Signal im Rauschen unter. Der PL-990x dekodiert immerhin die Sprache als englisch, auch wenn die Worte nicht zu verstehen sind. Die Anzeige auf dem PL-990x: S/N von 0 dB bei 12dBµV.
Aber nicht immer gewinnt der PL-990x, manchmal ist die hellere, mittenbetonte NF des PL-880 ein akustischer Vorteil: Empfang in LSB auf dem 80-m-Band, 3610 kHz: Eine laute und eine sehr leise Station sind im Gespräch. Der PL-880 hört das relativ starke Signal mit guter Verständlichkeit, das Hintergrundrauschen ist deutlich hörbar, die Verständlichkeit ist etwas besser als beim PL-990. Jedoch: Das leise Signal der zweiten Station geht beim PL-880 im Rauschen unter. Nun der PL-990: Das laute Signal ist gut verständlich, aber mit mehr Bass im Rauschen, die leise Station bleibt auch im Fading gerade soeben lesbar. Anzeige beim PL-990: 12 dBµV, S/N 00 dB. Hier gewinnen beide Empfänger: Der eine, weil er die NF etwas heller wiedergibt und der Neue, weil er empfindlicher ist.

Nehmen wir zwei starke Stationen auf 3684 kHz in LSB. Hier empfangen beide Empfänger gut und es ist akustisch kein Unterschied erkennbar. Das Rauschen ist bei beiden gering. Theorie: Wenn der „Input“ stimmt, verschwimmen die Unterschiede.

Wir wandern mit der Empfangsfrequenz auf 3955 kHz in AM. Ein Klavierkonzert. Im PL-880 ist es gut hörbar bei einem Rauschanteil von geschätzt 10 Prozent. Der PL-990x hört sich ebenso gut an, ist doch etwas voller und klarer, die Anzeige dort zeigt 28 dBµV, S/N 10 dB. Das der PL-990x sich etwas klarer anhört, zeigen andere Empfangsversuche auf 3985 kHz und weitere.

Empfang einer Volmet-Station auf 5450 kHz in USB: Der PL-880 empfängt mit guten S/N, R5, Rauschen bei ca. 10%. Der PL-990x ebenso, jedoch bassbetonter, das hellere NF-Signal aus dem Lautsprecher des PL-880 ist aus dem Rauschen (in meinen Ohren) besser aufzunehmen. Es ist subjektiv.

Inzwischen sind mehrere Stunden des Empfangs vergangen. Die Empfangsfrequenz ist nun 5860 kHz in AM und es ist ein schwacher BC-Sender im Lautsprecher hörbar. Der PL-880 meistert dies mit einem Rauschanteil von 50 Prozent, der PL-990x mit einem Rauschen, das bei geschätzt 20 Prozent deutlich geringer liegt.
Eine Viertelstunde später höre ich in das 40-m-Band hinein. Zwei OM unterhalten sich auf 7168 kHz, beide QTH Italien. Der Empfang ist bei beiden Empfängern gut (R5) bei wenig Rauschen. Auch hier ist kein Unterschied zu hören. Dies ist oft passiert: Die Unterschiede zeigen sich – wie beschrieben – besonders bei leisen Stationen – und hier ist der PL-990x im Vorteil. Wie gut der Empfang des Neuen sogar auf dem unteren LW-Bereich ist, verdeutlicht der USB-Empfang bei 77,5 kHz, dessen DCF77-Signal ich (in der Natur abseits von Störungen) deutlich lesen konnte! Es wurden mehrere verschiedene, auch höhere Frequenzen abgehört. Das Muster war jedoch immer dasselbe und brachte keine neuen Erkenntnisse. Nun ja, die oberen Bänder sind auch nicht immer offen, sodass ein Empfängervergleich z. B. auf dem 10-m-Band nur selten sinnvoll erscheint.


PL-990x als PC-Lautsprecher, SD-Abspieler…

Verbindet man die USB-Buchse, die auch zum Laden des Akkus im Gerät genutzt wird, über ein USB-Datenkabel mit dem PC, installiert (in diesem Fall) Windows einen neuen Gerätetreiber, der es ermöglicht, den PL-990x als PC-Lautsprecher zu nutzen. Mehr noch: Im Windows-Explorer ist nun ein neues Laufwerk verfügbar, das der SD-Karte des PL-990x zugeordnet ist, die man auf der Unterseite des Empfängers in den Schlitz einschieben und einrasten kann. Nun lassen sich vom PC aus Musikstücke, Hörspiele oder andere Audiodateien (in den Formaten WAV 16bit / 44.1kHz, FLAC / APE / WMA und MP3) auf die SD-Karte kopieren. So hat man „seine“ Musik immer dabei und spielt sie ab, wenn das Radioprogramm einmal nicht so prickelnd ist. Auch fungiert der PL-990x wahlweise als Bluetooth-Lautsprecher, der beispielsweise von einem Smartphone mit Musik beliefert wird. An die Möglichkeit des Mitschnitts einer Radiosendung auf die SD-Karte hat man leider nicht gedacht oder konnte dies technisch nicht realisieren, wie Schade!


Literatur/Verweise:
[1] Tecsun im engl. Wiki:
https://en.wikipedia.org/wiki/Tecsun
[2] Tecsun, Hersteller-Webseite:
http://www.tecsun-radios.com/


DL1DMW:

  • Op. Michael
  • JO41co
Equipment:

  • Yaesu FT-857
  • Endfeed-Antenne