Diese Sendung knüpft eng an die letzte Sendung an, die den neuen Begriff "Welle" einführte. Nun geht es darum, einige der wichtigsten Welleneigenschaften näher zu untersuchen. Für die Polarisierbarkeit einer elektromagnetischen Welle und die Reflexion sowohl einer Schallwelle wie einer Mikrowelle gibt es in der Natur und in der Technik zahlreiche Anwendungen. Die Sendung gliedert sich in folgende Abschnitte:
Mit einer weichen Schraubenfeder lassen sich viele Wellenphänomene erläutern.
Wenn die Hand in der Linie der Feder vor und zurück schwingt, werden longitudinale Wellen erzeugt. Wenn die Hand dagegen senkrecht
zur Richtung der Feder schwingt, entstehen transversale Wellen. Bei allen Wellen
gilt die wichtige Formel: Wellenlänge mal Frequenz gleich
Ausbreitungsgeschwindigkeit (
f = c). Bei einer
Transversalwelle bewirkt ein vorgeschalteter Spalt eine Polarisation. Eine Schwingung quer zum Spalt wird unterdrückt,
bei schrägen Auslenkungen werden nur die Komponenten parallel zum Spalt
durchgelassen. Die Polarisierbarkeit ist ein wichtiges Erkennungsmerkmal für
transversale Wellen.
Eine wichtige Klasse von transversalen Wellen sind
die elektromagnetischen Wellen. Diese sind sehr oft in natürlicher Weise
polarisiert, weil die Dipolantenne eine feste Richtung für die Schwingung des
elektrischen Feldes vorgibt. Deshalb muss die Empfangsantenne parallel zur
Sendeantenne gerichtet sein, sonst ist der Empfang nicht optimal. Auch bei den
Mikrowellen findet man eine kurze Dipolantenne, so dass auch bei
diesen Experimenten in natürlicher Weise eine polarisierte Transversalwelle
vorliegt. Die Frequenz im Bereich von Gigahertz ist viel zu groß, um eine
direkte Frequenzmessung zu erlauben. In die Empfangsantenne ist eine Hochfrequenzdiode eingebaut, die
negative Halbwellen unterdrückt. Ein Gleichspannungsvoltmeter zeigt mit einer
effektiven Spannung die Empfangsstärke an. Die aufmodulierte 50-Hz-Frequenz
liefert außerdem ein Signal für einen Lautsprecher. Über die Lautstärke sind die
Maxima und Minima leichter zu finden. Zwischen den Sender und den Empfänger wird
ein Gitter mit parallelen Metallstäben gehalten. Die Gitterstäbe
wirken für Mikrowellen als ein Polarisator; sie reflektieren die Mikrowelle,
wenn die Stäbe parallel sind zur Richtung des Sendedipols.
Ein Trainingsgerät schleudert Tennisbälle unter einem Winkel gegen eine Wand.
Sie prallen nach dem Reflexionsgesetz "Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel" ab.
Schallwellen verhalten sich ganz ähnlich. Mit zwei großen Parabolschüsseln wird
ein akustisches Signal über eine reflektierende Strecke geleitet. Im Brennpunkt des ersten Spiegels startet das Knackgeräusch und
erreicht das Mikrofon im Brennpunkt des zweiten Spiegels über die reflektierende
Wand. Kurz zuvor hat das Schallsignal auf direktem Weg das Mikrofon erreicht und
eine elektronische Uhr gestartet. Mit dem zweiten Signal über die reflektierende
Wand wird die Uhr gestoppt. Aus der Wegdifferenz und der Laufzeit kann die
Schallgeschwindigkeit bestimmt werden.
Für die Reflexion von
Schallwellen ist das Echo ein sehr markantes Phänomen. Vor den steil aufragenden
Felswänden des Königssees ist der Effekt besonders eindrucksvoll. Im
medizinischen Bereich werden Schallwellen sehr hoher Frequenz für Ultraschalluntersuchungen verwendet. Unterschiedliche Laufzeiten
liefern die Daten für Bilder vom Inneren des Körpers.
Lichtwellen sind elektromagnetische Wellen mit besonders kleinen
Wellenlängen bzw. sehr hohen Frequenzen. Ein Spiegelbild entsteht dadurch, dass
Lichtstrahlen nach dem Reflexionsgesetz an einer sehr glatten Metallfläche
"gespiegelt" werden. Offensichtlich gilt auch hier die Regel Einfallswinkel
gleich Ausfallswinkel. Deshalb kann das Experiment mit den beiden Hohlspiegeln
leicht von der akustischen in eine optische Reflexion umgerüstet werden: An die
reflektierende Wand wird ein Spiegel gehängt und im Brennpunkt der ersten
Parabolschüssel eine Halogenlampe montiert. Zur Überprüfung der optischen
Übertragung von Energie wird in den Brennpunkt der zweiten Schüssel ein Zündholz gehalten - es entzündet sich nach wenigen Sekunden.
Parabolantennen eigenen sich also sehr gut für die gerichtete Übertragung von
elektromagnetischen Wellen. Damit schickt z.B. der Bayerische Rundfunk seine
Sendungen direkt an die Astrasatelliten.
Ein Experiment mit Mikrowelle bestätigt das Reflexionsgesetz. Dabei sind die Dipole
des Senders und des Empfängers senkrecht angeordnet. Nachdem elektromagnetische
Wellen Transversalwellen sind, liegt der Mechanismus bei der Reflexion an einer
Metallwand nicht auf der Hand. In einem Trickfilm wird gezeigt, dass die einlaufende Welle in der
reflektierenden Metallschicht Elektronen zu Schwingungen anregt. Dies bewirkt
eine reflektierte Welle, die dann mit der einlaufenden Welle interferiert.
Es ist eine naheliegende Idee, einen Laserstrahl an einem Spiegel reflektieren zu lassen, um aus der
Laufzeit des Lichts die Entfernung zu bestimmen. Bei den Mondmissionen in den 70er-Jahren wurden hochwertige Spiegel
aufgestellt, die nach dem Prinzip von Katzenaugen funktionieren. Mit sehr
genauen Uhren kann nun der Abstand Erde-Mond auf Dezimeter genau gemessen
werden. Damit lassen sich sogar Schwankungen wegen Gezeiteneffekten nachweisen.
Auch die sogenannten Laserpistolen zur Überprüfung von Pkw-Geschwindigkeiten
funktionieren über Laufzeitmessungen von Lichtsignalen. Hier werden zwei Signale
mit einer kurzen Zeitdifferenz gesendet. Aus der Entfernungsdifferenz bei
bekannter Zeitdifferenz kann auf die Geschwindigkeit geschlossen werden.
Im letzten Teil der Sendung wird die Polarisation speziell bei Lichtwellen
betrachtet. Eine Polarisationsfolie für Licht kann man sich modellhaft
vorstellen wie ein Metallgitter bei Mikrowelle, nur dass der Gitterabstand
kleiner sein muss als optische Wellenlängen. Mit zwei gekreuzten Polarisationsfolien kann die Lichtstärke stufenlos
von null bis zum maximalen Wert eingestellt werden. Natürliches Licht ist nicht
polarisiert, der E-Vektor der elektromagnetischen Welle kann beliebig in
der Ebene senkrecht zur Ausbreitungsrichtung orientiert sein. Eine erste Folie
polarisiert das natürliche Licht, eine zweite Polarisationsfolie lässt nur
Lichtkomponenten in Durchlassrichtung passieren.
Zwei gekreuzte
Polarisationsfolien spielen auch bei Flüssigkristallanzeigen eine wichtige Rolle. Die Kettenmoleküle
einer speziellen Flüssigkeit orientieren sich untereinander parallel, sie werden
durch feinste Rillen an den Innenseiten der Glaskammer um 90° gedreht. Die
Flüssigkeit ist "optisch aktiv", d. h. die Kettenmoleküle beeinflussen die
elektromagnetischen Wellen von Licht. Einfallendes Licht wird zunächst durch die
Folie polarisiert, dann wird seine Polarisationsrichtung um 90° gedreht und es
passiert die zweite Polarisationsfolie: Ohne angelegte Spannung erscheint die
Anzeige klar. Wird an einem kleinen Segment Spannung angelegt, dann
orientieren sich hier die Kettenmoleküle parallel zu den Feldlinien. Jetzt
können die Kettenmoleküle die Polarisationsrichtung des Lichts nicht mehr um 90°
drehen; deshalb sperrt nun die zweite Polarisationsfolie und die Anzeige
erscheint dunkel.