Physik, 1. Trimester - Mechanik, Folge 5
Diese Sendung von Telekolleg-Physik beschäftigt sich mit verschiedenen Fallbewegungen: dem Freien Fall, dem Waagrechten Wurf, dem Wurf nach oben und dem Schiefen Wurf. Der Freie Fall ist eine Bewegung mit konstanter Beschleunigung nach unten; alle anderen Würfe lassen sich daraus mit der Methode der Überlagerung ableiten. Die Sendung gliedert sich in folgende Abschnitte:
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Ein Turmspringer vom 10-m-Brett beschleunigt gleichmäßig,
bevor er ins Wasser eintaucht, Fallschirmspringer
im Freien Fall bewegen sich dagegen mit konstanter
Geschwindigkeit. Andere Fallbewegungen wie das Umfallen eines
gefällten Baums oder das Zusammenstürzen eines gesprengten
Hauses liegen zwischen den beiden Fällen. Im Gegensatz dazu
zeigen Experimente im Weltall
keine Fallbewegung, die Schwerkraft wird dort nicht gespürt. Der
Physiker Galileo
Galilei untersuchte die Gesetze des Freien Falls am Schiefen Turm
von Pisa. Er vermutete, dass dabei die Geschwindigkeit
gleichmäßig anwächst, die Beschleunigung also konstant ist.
Heute weiß man gesichert, dass Abweichungen von diesem Gesetz
durch Luftreibung verursacht werden. Ein Fallschirmspringer oder
eine Feder fallen mit großer bzw. kleiner konstanter
Geschwindigkeit, weil die Luftreibung eine gleich große
Gegenkraft zur Schwerkraft aufbaut. Fällt eine Feder und eine
Stahlkugel dagegen in einer Vakuumröhre,
dann gilt das Fallgesetz in Reinkultur: im luftleeren Raum fallen
alle Körper gleich schnell. In Bremen wurde ein Fallturm
erbaut, der Experimente mit 110 m Fallhöhe in Vakuum
ermöglicht. Die Erdbeschleunigung
g für den Freien Fall im Vakuum hat an verschiedenen
Orten der Erde einen etwas anderen Wert. Für
Überschlagsrechnungen darf g 10 m/s2 gesetzt werden.
Ein Freier Fall im Vakuum ist ein Sonderfall einer Bewegung
mit konstanter Beschleunigung. Ersetzt man bei den zugehörenden
Formeln für die Geschwindigkeit und den Weg den Formelbuchstaben
für die Beschleunigung a durch den Buchstaben g
für die "Galilei'sche" Erdbeschleunigung so erhält
man die Formeln für die Fallbewegung.
Mit einem Experiment kann der quadratische Zusammenhang von Weg
und Zeit eindrucksvoll überprüft werden: An einem senkrecht
hängenden Seil sind in verschiedenen Höhen Kugeln
befestigt. Lässt man das Seil mit den Kugeln fallen, dann
erfolgen die Aufschläge der Kugeln im gleichen zeitlichen
Abstand. Wie mussten die anderen Kugeln aufgehängt sein, wenn
sich die unterste 20 cm über dem Fußboden befand? Natürlich
nach dem quadratischen Abstandsgesetz:
die zweite befand sich in viermal 20 cm gleich 80 cm, die dritte
Kugel in neunmal 20 cm also 1,8 m usw.
Ein Skispringer
beschleunigt über eine schiefe Ebene, verlässt dann den
Schanzentisch ungefähr in waagrechter Richtung. Er bewegt sich
weiter in diese waagrechte Richtung während er aufgrund der
Schwerkraft beschleunigt nach unten fällt. Ein Experiment mit
zwei gleichen Stahlkugeln belegt eindrucksvoll die unabhängige
Überlagerung der horizontalen und der vertikalen Teilbewegung:
Eine Kugel beschleunigt über eine schiefe Ebene und beginnt nach
einer Umlenkung in die waagrechte Richtung einen
"waagrechten Wurf". An der Startstelle öffnet die
erste Kugel einen elektrischen Kontakt und ein Elektromagnet
lässt eine zweite Kugel aus gleicher Höhe fallen. Eine
Überprüfung mit einer Slow-Motion-Kamera zeigt, dass beide
Kugeln zu jedem Zeitpunkt gleich weit nach unten gefallen
sind. Gleichzeitig bewegt sich die erste Kugel zusätzlich mit
konstanter Geschwindigkeit in waagrechter Richtung. In
horizontaler Richtung gilt die Wegformel für konstante
Geschwindigkeit sh = v0t,
in vertikale Richtung gilt die Wegformel für den freien
Fall sv = 1/2gt2.
Der Verlauf der Wurfbahn entspricht einer Parabel
("Wurfparabel"). Mit einer Computersimulation lassen
sich die Absprunggeschwindigkeit
v0 und die Abwurfhöhe
h variieren und die Auswirkungen auf die Wurfweite
ermitteln. Zur Berechnung der Bahnorte zu verschiedenen
Zeitpunkten, wurde ein Algorithmus
verwendet, der auch mit dem Taschenrechner nachvollzogen werden
kann.
An den Formeln für die Teilbewegungen ändert sich nichts,
wenn die Richtung der Abwurfgeschwindigkeit nach oben gerichtet
wird. Dann erhält man einen "Wurf nach oben". Da
diesmal beide Teilbewegungen auf einer Linie erfolgen, dürfen
beide Wegformeln
zusammengefasst werden: s = v0t
- 1/2gt2. Der
Gegenstand wird langsamer und ändert am Umkehrpunkt seine
Bewegungsrichtung von aufwärts nach abwärts. Dieser Zeitpunkt
wird Steigzeit ts genannt, hier ist die
Gesamtgeschwindigkeit gleich
null.
Die schwierigste Wurfform ist der "Schiefe Wurf".
Diesmal ist die Abwurfgeschwindigkeit v unter einem Winkel
gegen die Horizontale gerichtet. Auch dieser Wurf setzt sich aus
zwei einfacheren Teilbewegungen zusammen, die sich unabhängig
überlagern. Dazu wird der Vektor
v in eine x- und eine y-Komponente zerlegt.
In die horizontale x-Richtung bewegt sich der Gegenstand
mit konstanter Geschwindigkeit vx. Die Bewegung
längs der vertikalen y-Richtung ist ein Wurf nach oben
mit Startgeschwindigkeit vy. Die Wurfweite
hängt nicht nur vom Betrag der Abwurfgeschwindigkeit ab, sondern
auch vom Winkel zur Horizontalen. Die maximale
Weite erhält man für 45°.