Physik, 1. Trimester - Mechanik, Folge 15

Up, up and away

In dieser letzten Sendung von Telekolleg-Physik, Mechanik geht es um die Raumfahrt. Ausgehend von der Gravitationskraft wird das Gravitationsfeld eingeführt. Satelliten erfahren an jedem Punkt des Raums eine Kraft, die vom Abstand zum Erdmittelpunkt abhängt. Bei der Bewegung eines Satelliten im Raum ist mechanische Arbeit nötig, dabei verändert sich seine kinetische und potenzielle Energie. Die Sendung gliedert sich in folgende Abschnitte:

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Gravitationskraft

Bild aus der Sendung

Die Sendung beginnt mit Szenen der Voyager-Missionen und verknüpft so diese letzte Sendung des Telekollegkurses Mechanik mit der ersten Sendung. Die 1977 gestarteten Sonden haben inzwischen bereits unser Sonnensystem verlassen. Vorher übermittelten sie beeindruckende Bilder von vier der insgesamt neun Planeten unseres Sonnensystems. Um eine Weltraumreise über mehr als 10 Jahre erfolgreich gestalten zu können, müssen Wissenschaftler die Kräfte und die Bewegungen sehr genau vorhersagen können. Als Hilfsmittel verwenden sie den Begriff Gravitationsfeld, der sich auf einfache Weise aus dem Gravitationsgesetz ableiten lässt. Zur Veranschaulichung einer Gravitationskraft wird angenommen, dass eine Raumsonde einen besonders kleinen Himmelskörper, z.B. einen Kometen erforschen soll. Für die Anziehung zwischen den relativ kleinen Massen erhält man ein Ergebnis, bei dem nun noch der Abstand variiert werden kann. Die grafische Darstellung liefert eine stark abfallende Hyperbel: Direkt auf der Oberfläche des Kometen (r = 100 m) beträgt die Anziehung nur 1/100 N, bei doppeltem Abstand nur noch 1/400 N. Die Gravitationskraft nimmt mit 1/r2 ab. Eine experimentelle Überprüfung ist bei den verschwindend kleinen Gravitationskräften zwischen Massen im Kilogrammbereich nicht möglich. Deshalb wird als Modellexperiment mit einem Bandgenerator experimentiert und die elektrische Anziehung zwischen Ladungen verschiedenen Vorzeichens betrachtet. Diese elektrische Kraft weist das gleiche Abstandsverhalten auf, wie die Gravitation. Bei einer Kraft muss zusätzlich zur Stärke auch ihre Richtung untersucht werden. Gravitationskräfte sind stets vom Schwerpunkt der einen Masse zum Schwerpunkt der anderen Masse gerichtet. Eine kleine Probemasse wird stets zum Mittelpunkt einer großen Masse hingezogen. Man sagt: Die Gravitationskraft ist eine Zentralkraft.


Gravitationsfeld

Bild aus der Sendung

Das Modellexperiment mit dem Bandgenerator sieht besonders eindrucksvoll aus, wenn gleichzeitig viele Probemassen angezogen werden. Die Kraftrichtungen verlaufen strahlenförmig zum zentralen Mittelpunkt. Um das Zentralobjekt herum ist für jeden Punkt des Raums festgelegt, wie groß die Anziehungskraft auf einen Probekörper ist. Dieser Befund regt an, eine Feldstärke zu definieren, indem man die Kraft durch die beliebige Masse des Probekörpers dividiert. Als Feldlinien soll man sich die Bewegungslinien von zunächst ruhenden Probekörpern im Gravitationsfeld vorstellen. Hängt man zwei Lotgewichte im Studio nebeneinander auf, dann scheinen die Fäden parallel zu sein. Dies liegt daran, weil der Erdmittelpunkt so weit von der Erdoberfläche entfernt ist.


Arbeit im Gravitationsfeld

Bild aus der Sendung

Nun wird ein Probekörper der Masse m2 im Gravitationsfeld einer großen Masse m1 bewegt. Wie groß ist die dafür notwendige Arbeit? Zunächst ist klar, dass es nur auf die Abstände zum Erdmittelpunkt am Anfang und am Ende ankommt, denn die zu überwindende Kraft wirkt radial und nicht tangential. Der Gegenstand darf bei konstantem Abstand beliebig seitlich verschoben werden, ohne dass dafür gearbeitet werden muss. Die Formel für die Arbeit lässt sich dann aber nicht einfach als "Kraft mal Weg" ansetzen, weil die Kraft nicht konstant ist. Die Herleitung der Formel finden Sie in Ihrem Begleitbuch. Zur Anwendung wird die Arbeit berechnet, mit der ein Satellit von der Erdoberfläche auf eine geostationäre Bahn gebracht wird. Das ist aber nur ein sehr kleiner Teil der tatsächlichen Arbeit für die Positionierung eines Satelliten. Bei einem Raketenstart beansprucht alleine der Treibstoff 88% der Masse. Auch die restlichen 12% gehören nur zu einem sehr geringen Anteil zur Nutzlast. Vor kurzem transportierte die europäischen Rakete Ariane IV drei Satelliten der Gesamtmasse 2 t in eine geostationäre Bahn. Das Startgewicht von Rakete und Treibstoff betrug dabei 400 t.


Energie im Gravitationsfeld

Bild aus der Sendung

Der Begriff Arbeit ist in der Mechanik immer eng mit potenzieller Energie verknüpft. Ein Satellit, an dem Arbeit verrichtet wurde, hat anschließend einen größeren Abstand zum Erdmittelpunkt und damit eine größere potenzielle Energie. Welche Arbeit bzw. potenzielle Energie ist nötig, damit ein Satellit das Gravitationsfeld verlassen kann? Um das zu berechnen, muss man in der Formel den Endabstand auf unendlich setzen. Dann verschwindet dieser Subtrahend, weil eins durch unendlich gleich null ist. Wie kann man diese Flucht aus dem Gravitationsfeld praktisch bewerkstelligen? Am besten dadurch, dass man dem Satelliten eine so hohe Startgeschwindigkeit mitgibt, dass die kinetische Energie der potenziellen Energie im Unendlichen entspricht. Mit einer Energiegleichung kann die erforderliche Geschwindigkeit berechnet werden. Sie ist unabhängig von der Masse m2 des Satelliten und hängt nur von der Masse m1 des Planeten ab, dessen Gravitationsfeld verlassen werden soll. Für die Erde beträgt diese Geschwindigkeit 11,2 km/s. Man nennt diese auch die 2. kosmische Geschwindigkeit. Die 1. kosmische Geschwindigkeit von 7,9 km/s ist nötig, um eine erdnahe Umlaufbahn zu erreichen. In einer Computersimulation werden Satelliten mit Geschwindigkeiten nahe der Fluchtgeschwindigkeit gestartet. Ist die Geschwindigkeit zu klein, dann kehrt der Satellit um und stürzt auf die Erde zurück. Die Voyager-Sonden haben inzwischen nicht nur das Gravitationsfeld der Erde verlassen, sondern zusätzlich auch das viel stärkere Feld der Sonne. Wenn man im Energieansatz die Sonnendaten, Masse und Abstand, einsetzt erhält man die 3. kosmische Geschwindigkeit von 42,1 km/s, die zur Flucht aus dem Sonnensystem ausreicht.


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