zu den
Übungen
Auflösen
von Klammern
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Eine Gleichung ist ein mathematischer Ausdruck: Beide Seiten links und rechts
des Gleichheitszeichens haben den selben Wert:
1. Bsp.: 5·(4 – 2) = 7 + 3
In Gleichungen können auch Größen vorkommen, deren Wert zunächst nicht
bekannt ist. Es gilt aber, ihren Wert so zu bestimmen, daß die Gleichung
wieder "stimmt", d.h.: links und rechts ergibt sich derselbe Wert. Für diese
unbekannte Größe(n) verwendet man Buchstaben, meist das x, aber auch jeder
andere Buchstabe kann verwendet werden.
2. Bsp.: 5·(x – 2) = 7 + 3
Aus dem 1. Bsp. sieht man: Wenn man statt x die Zahl 4 schreibt, so ergibt die linke Seite der Gleichung den richtigen Wert 10. Man findet übrigens keine andere Zahl, die man für x einsetzen kann, um links insgesamt auf den Wert 10 zu kommen. Die "richtige" Lösung für x ist also die 4. Man schreibt die Lösungsmenge auf: |L={4} oder noch einfacher x=4.
Bei einfachen Gleichungen wie der aus dem Beispiel kann man die Lösung noch
leicht durch Ausprobieren herausfinden. Bei komplizierteren Gleichungen, oder
wenn die Lösung nicht ganzzahlig ist, wird das rasch schwieriger:
3. Bsp.:
4(y – 3) – 2y = 5(–3y + 1)
Es gibt jedoch Verfahren, die Gleichung so umzuformen, daß man den Wert für die unbekannte Größe direkt ablesen kann. Die Voraussetzung für diese Umformungen ist, daß sie die "Gleichheit" der Gleichung, also ihren "Wahrheitsgehalt", nicht verändern.
Kehren wir zum ersten Beispiel zurück. Der erste Schritt besteht immer darin, die Ausdrücke rechts und links so weit zu vereinfachen, wie es geht. Dazu gehört das Auflösen von Klammern (Ausmultiplizieren und/oder Minusklammern) und das Zusammenfassen gleichartiger Summanden (Zahlen und Variablen):
5·(x – 2) = 7 + 3 | Ausmultiplizieren bzw. Ausrechnen 5x – 10 = 10
Dasselbe mit dem zweiten Beispiel:
4(y – 5) – 2y + 8 = 5(–3y + 1) | Ausmultiplizieren auf beiden Seiten 4y – 20 – 2y + 8 = –15y + 5 | Zusammenfassen von Zahlen und Variablen (Umsortieren, Anwendung des Kommutativgesetzes) 4y – 2y – 20 + 8 = –15y + 5 | Ausrechnen 2y – 12 = –15y + 5
Hier
gibt es Hilfe zum Auflösen von Klammern.
So weit, so gut. Die nächsten
Schritte bestehen darin, die Gleichung so umzuformen, daß auf einer Seite nur
noch die Variable (x oder y) steht, auf der anderen nur noch eine Zahl. Dann
kann man den Wert der Variablen direkt ablesen.
Hierzu können alle "störenden" Elemente (Summanden und Faktoren) beseitigt, d.h. besser gesagt auf die andere Seite der Gleichung gebracht werden, indem man auf beiden Seiten der Gleichung eine Operation anwendet, die den störenden Summanden oder den störenden Faktor verschwinden läßt.
Bei der Gleichung 5x – 10 = 10 stört zunächst das "– 10" auf der linken Seite. Ein Minus von 10 kann durch ein Plus von 10 beseitigt werden. Vorsicht: Die Gleichung stimmt nur dann weiterhin, wenn man auf beiden Seiten dasselbe verändert:
5x – 10 = 10 | Addieren von 10 5x – 10 + 10 = 10 + 10 | Ausrechnen 5x = 20
Nun "stört" noch der Faktor 5 vor dem x, den man durch Teilen durch 5 beseitigen kann. Vorsicht: Immer beide Seiten der Gleichung gleich behandeln!
5x = 20 | Teilen durch 5 5x/5 = 20/5 | Ausrechnen x = 4
Vorsicht: Beim Teilen und Multiplizieren eines Termes (Rechenausdrucks) müssen alle Summanden durch die Zahl geteilt oder mit ihr multipliziert werden!
Der Zwischenschritt vor dem Ausrechnen kann natürlich entfallen, denn man weiß, daß 10+10 gleich 20 ist.
Die jeweilige Umformung wird rechts von der Gleichung durch den entsprechenden mathematischen Ausdruck vermerkt. Die korrekte Lösung der Gleichung sieht so aus:
5(x – 2) = 7 + 3 | V (Vereinfachen) 5x – 10 = 10 | + 10 5x = 20 | :5 x = 4
Beim zweiten Beispiel geht es so:
4(y – 5) – 2y + 8 = 5(–3y + 1) | V 4y – 20 – 2y + 8 = –15y + 5 | V 2y – 12 = –15y + 5 | + 12 2y = –15y + 17 | + 15y 17y = 17 | : 17 y = 1
Um das Resultat zu überprüfen, überprüft man, ob die Ausgangsgleichung
aufgeht, wenn man für die Variable den herausgefundenen Wert einsetzt: In der
Gleichnung
4·(–4) – 2 + 8 = 5·(–2) –16 + 6 = –10 –10 = –10
Dies ist eine wahre Aussage, damit stimmt die Lösung y=1.
Nicht alle Umformungen sind erlaubt, jedoch alle Additionen und Subtraktionen, sowie alle Multiplikationen und Divisionen mit/durch Zahlen ungleich 0.
Ein störendes negatives Vorzeichen vor der Variablen am Ende der Umformungen,
z.B. bei -x = 5, kann man durch eine Multiplikation mit (-1) umkehren:
-x = 5 | ·(-1) x = -5
Entsteht am Ende eine Gleichung, in der die Variable nicht mehr vorkommt, so ist die Lösungsmenge leer (IL = ∅), falls diese Gleichung falsch ist (z.B.: 2 = 3). Wenn die Gleichung wahr ist (z.B.: 1 = 1), dann ist die Lösungsmenge gleich der Menge der reellen Zahlen IL = IR.
Rechner für Gleichungen (berechnet numerisch die Lösungsmenge einer Gleichung)
Das Verfahren zur Auflösung von Klammern hängt vom Rechenzeichen ab, das vor der Klammer steht.
Klammern, vor denen direkt ein Plus-Zeichen steht, können einfach
weggelassen werden:
5x + (11 – 3x) |
= 5x + 11 – 3x |
Klammern, vor denen ein Minus steht, werden so behandelt:
Das
Minuszeichen und die Klammern entfallen, dafür werden alle Vorzeichen in der
Klammer umgedreht.
1. Bsp.: 4x – (5 + 3x – 7y) = 4x – 5 – 3x + 7y = x + 7y
– 5
2. Bsp.: 3x – 36 – (–x2 + 23 – 71x) = 3x – 36 +
x2 – 23 + 71x = x2 + 74x - 59
3. Bsp.: –(4x – 4) –
(–3x – 5) = –4x + 4 + 3x + 5 = –x + 9
Steht vor der Klammer ein Faktor, so wird beim Auflösen der Klammer jeder
Summand in der Klammer mit diesem Faktor multipliziert. Vorzeichenregeln sind
dabei:
(+)·(+) = (+)
(+)·(–) = (–)
(–)·(+) = (–)
(–)·(–) =
(+)
1. Bsp.: 5·(x – 2) = 5x – 10 (Der
Multipl.-Punkt kann entfallen)
2. Bsp.: –3(5x + 2y) = –15x – 6y
3. Bsp.:
4x(–2 + 3x) = –8x + 12x2
4. Bsp.: –17a(–2b + 3c – 1) = 34ab –
51ac + 17a
Beim Ausmultiplizieren zweier Klammern müssen alle Summanden der ersten
Klammer mit allen Summanden der zweiten Klammer multipliziert werden.
Vorzeichen beachten!
1. Bsp.: (a + b)·(c + d) = ac + ad + bc + bd
2.
Bsp.: (2 - 3x)(5x + 7) = 10x + 14 – 15x2 – 21x
3. Bsp.: (3a –
11b + 2)(5x – 7) = 15ax – 21a – 55bx + 77b + 10x – 14
4. Bsp.: (a +
b)2 = (a + b)(a + b) = a2 + ab + ab + b2 =
a2 + 2ab + b2 (1. binomische
Formel)
5. Bsp.: (a - b)2 = (a – b)(a – b) = a2 – ab
– ab + b2 = a2 – 2ab + b2
(2. binomische Formel)
6. Bsp.: (a + b)(a – b) =
a2 – ab + ab – b2 = a2 – b2
(3. binomische Formel)
Hierbei empfiehlt sich die Anwendung der Regel "Punkt- vor Strichrechnung",
d.h. es wird zuerst multipliziert und dann erst subtrahiert. Dazu muß jedoch
der gesamte Multiplikationsausdruck in Klammern gesetzt werden, denn der
Gültigkeitsbereich des Minuszeichens muß ja erhalten bleiben:
1. Bsp.: –(3
+ x)·2 = –[(3 + x)·2)] = –[6 + 2x] = –6 – 2x
Ausdrücke der Form (a + b)² kann man auflösen, ohne das Quadrat
auszuschreiben: (a + b)(a + b), auszumultiplizuieren: a² + ab + ab + b² und
zusammenzufassen: a² + 2ab + b², wenn man das zusammengefaßte Ergebnis a² +
2ab + b² kennt und auf die Summanden in der Klammer anwendet: (a + b)² = a²
+ 2ab + b²
a steht dabei für den ersten Summanden in der Klammer und b
für den zweiten.
1. Bsp.: (x + 3)² = x² + 2·x·3 + 9 = x² + 6x + 9
2.
Bsp.: (2a + 5bx)² = 4a² + 20abx + 25b²x²
Hier ergibt das Ausmultiplizieren von (a - b)(a - b) = a² - ab - ab + b²
= a² - 2ab + b².
Auch das kann als Blaupause zum direkten Auflösen der
Quadratklammer verwendet werden.
1. Bsp.: (3p — q)² = 9p² — 6pq +
q²
2. Bsp.: (7x³ - 3xyz)² = 49x6 - 42x4yz +
9x²y²z²
Beim Ausmultiplizieren und Zusammenfassen stellt sich heraus, daß in
diesem Fall der nichtquadratische Summand verschwindet: (a + b)(a — b) = a²
- ab + ab - b² = a² - b².
1. Bsp.: (3x + 0,5)(3x — 0,5) = 9x² - 0,25
2. Bsp.: (6a — 2b)(2b + 6a) = 36a² - 4b²
Im 2. Beispiel wurde das
Kommutativgesetz zweimal angewendet: Die Klammer mit dem Minus steht vorne
(Multiplikation ist kommutativ) und die Summanden in der zweiten Klammer
sind vertauscht (Addition ist kommutativ). Beachte, daß sich die Reihenfolge
im Ergebnis nach der Klammer mit dem Minus richtet!
→ Interaktive Übungen zum Auflösen von Klammern
→ Übungsaufgaben zu Gleichungen und Klammertermen (mit Lösungen!) durch ein Script erzeugen lassen
© Arndt Brünner, 2000-2010