Eine Million Euro Miete zahlt der Freistaat Bayern für eine Asylunterkunft - die leersteht.
Keine Ausstiegsklausel vereinbart
Bayern zahlt eine Million Euro Miete für leerstehende Asylunterkunft
Veröffentlicht am 20.10.2025 - Autor: JF-Online
·Bis 2030 zahlt der Freistaat Bayern rund eine Million Euro Miete für eine Asylunterkunft, die nie belegt wurde. Nach Anwohnerprotesten steht das Gebäude in Markt Schwaben leer – der Vertrag läuft trotzdem weiter. ·
(Foto: Copyright © 2025 by JF-Online)
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MARKT SCHWABEN. Der Freistaat
Bayern muß bis 2030 rund eine Million Euro Miete für eine
leerstehende Asylunterkunft in Markt Schwaben zahlen. Das Gebäude war 2023
für die Unterbringung von Asylbewerbern angemietet worden, blieb jedoch nach
massiven Anwohnerprotesten ungenutzt.
Nach Angaben des Landratsamtes Ebersberg beläuft sich die Kaltmiete auf etwa
20 Euro pro Quadratmeter für rund 600 Quadratmeter – deutlich
über dem ortsüblichen Mietspiegel von etwa 16 Euro. Der Vertrag
enthält keine Ausstiegsklausel und läuft bis September 2030.
Bayern unterzeichnete langfristigen Vertrag
Monatlich zahlt der Freistaat rund 12.000 Euro, das sind 144.000 Euro im Jahr. Über die gesamte Laufzeit von sieben Jahren summiert sich das auf rund 1.008.000 Euro – für ein Gebäude, das seit Vertragsbeginn (2023) leer steht. · Erst durch eine Klage des Verlages des Münchner Merkur vor dem Verwaltungsgericht München kam heraus, daß die Miete höher liegt als angegeben. Während die Regierung von Oberbayern die Räumlichkeiten inzwischen als Büro- oder Gewerbefläche anbietet, bleibt das Haus weiterhin ungenutzt – und der Steuerzahler zahlt. (rr) · (Copyright © 2025 by jf.de)·
So viel Steuergeld fließt in Asyl-Leerstand in Markt Schwaben
Veröffentlicht am: 17.10.2025 - Von: Josef Ametsbichler
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Das Gebäude wurde 2023 angemietet und steht leer.
Geflüchtetenzahlen, Unterkünfte und Kosten
·Derzeit sind laut Landratsamt 1589 geflüchtete Menschen in staatlichen Unterkünften im Landkreis Ebersberg untergebracht. Davon, Stand Mittwoch, 1000 Menschen im Asylverfahren und 589 Geflüchtete aus der Ukraine. 800 Menschen davon gelten als sogenannte Fehlbeleger, also Menschen mit anerkanntem Schutzsuchendenstatus, die auf dem freien Wohnungsmarkt keine Unterkunft finden. Dies gilt für sämtliche ukrainische Flüchtlinge sowie für 211 Menschen im Asylverfahren. Das Landratsamt verwaltet nach eigenen Angaben 55 dezentrale Flüchtlingsunterkünfte für 1511 Menschen, eine Ausnahme bildet die direkt vom Freistaat verwaltete Unterkunft in Poing/Grub. Für die übrigen fallen laut der Behörde Gesamtkaltmietkosten von 311 509,71 Euro im Monat an, was einer monatlichen Pro-Kopf-Miete von knapp 210 Euro entspreche. Kostenträger ist der Freistaat Bayern. ·
Kosten für Leerstand und zweite
Unterkunft
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Dieser bekommt weitere 18 000 Euro Kaltmiete im Monat für das zweite,
größere Gebäude auf dem Grundstück, das nach zahlreichen
Verzögerungen beim Umbau seit diesem Sommer tatsächlich als Unterkunft
für bis zu 66 Menschen dient, macht 222 Euro Pro-Kopf-Miete. Dass der
Landkreis nur einen Teil des angemieteten Geländes nutzt, ist auf die
massiven Anwohnerproteste gegen die Nutzung als Geflüchtetenunterkunft
zurückzuführen. Der Widerstand hatte zum Rücktritt des damaligen
Bürgermeisters Michael Stolze beigetragen und schließlich dazu
geführt, dass als Kompromisslösung zur Entlastung des
Atron-Geländes eine zweite Asylunterkunft für Markt Schwaben am
Hanslmüllerweg entstehen soll. Kreis und Bezirk nehmen die Steuerkosten
für den Leerstand in Kauf - und die noch anstehenden Kosten für den
zusätzlichen Neubau.
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Dass die Mietkosten für die Gebäude am Ziegelstadel überhaupt
publik werden, ist das Ergebnis einer monatelangen Auseinandersetzung der
Redaktion der Ebersberger Zeitung mit dem Landratsamt, die schließlich in
einen Gerichtsbeschluss mündete. Die Kreisbehörde weigerte sich mit
Verweis auf eine Verschwiegenheitsvereinbarung mit dem Eigentümer, die
konkreten Mietkosten für das Gelände in Markt Schwaben offenzulegen,
verwies lediglich darauf, dass diese „ortsüblich“ seien. Bei
den laut Landratsamt rund 600 als Unterkunft nutzbaren Quadratmetern ergibt sich
eine Quadratmeter-Kaltmiete von 20 Euro für das leerstehende
Gewerbegebäude. Der Mietspiegel der Sparkasse weist für Markt Schwaben
eine Durchschnittsmiete von 16 Euro pro Quadratmeter aus.
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Die Redaktion bestand darauf, dass aufgrund des eingesetzten Steuergelds und der
Debatte um den Standort ein öffentliches Interesse an den Zahlen besteht. Da
Rechtsabteilung und Pressestelle des Landratsamts auch mehrere anwaltliche
Schreiben des Justiziariats unserer Zeitung zurückwiesen, erhob der Verlag
des Münchner Merkur schließlich Klage vor dem Münchner
Verwaltungsgericht – und bekam in einer Eilentscheidung recht.
„Geheimhaltungsvorschriften sind vorliegend nicht ersichtlich“,
urteilt die Kammer.
Gericht: Presse braucht Informationszugang
Wer an den Staat vermiete, müsse sich bewusst sein, dass dieser Presse und Öffentlichkeit zu Auskünften verpflichtet sei. Auch durch zusätzliche Vereinbarungen könnten sich Behörden nicht „der öffentlichen Kontrolle durch unabhängige Medien entziehen“. Das Gericht argumentiert: „Erst der prinzipiell ungehinderte Zugang zu Informationen versetzt die Presse in den Stand, die ihr in der freiheitlichen Demokratie zukommenden Funktionen wirksam wahrzunehmen.“ · Eine EZ-Anfrage an die nun in Feldkirchen (Kreis München) ansässige Firma Atron und deren offenbar in der Schweiz lebenden Eigentümer zu einem möglichen Entgegenkommen in Sachen Miethöhe oder Mietdauer durch sie als Vermieter des Geländes blieb unbeantwortet. · (Copyright © 2025 by M-Merkur.de/J. Ametsbichler)·
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